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m.bruno@gmx.at 1120 Wien Anderseng. 23/29/1

Der Weg durch die Hölle zum Knallstein mit Dante Hölderlin und Vergil. Berge und Meere,
Sonnenauf- und Untergang, Ebbe und Flut, Tag, Nacht, die Poesie eines spät Auserwählten.
 
       
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Inhalt
Knallstein Gipfelsprüche Knallsteinlied Text Träumt nicht euer Leben Hyperion Reflexionen
 Antenoria 1-10, Dante Vergil 1-19  Hölderlin 1v4 Knallstein 1v5
 
 
WIDMUNG
   
  Ich widme diese Schrift den Liebhabern der Träume. Wer bloß den Duft einer Pflanze riecht, wer sie pflückt um mehr von ihr zu lernen – dem wird sie fremd bleiben – wer sie aber achtet und mit ihr gedeiht der wird ihr Wesen näher kennenlernen und von ihr träumen.
  Es ist kein Traum, es ist des Herzens Liebes- und Geistestreue des Lebens. Das Leben blüht in jeder Blume, die uns Wanderern am Wegesrand begegnet.
  Zu jedem Nagel braucht man Eisen, jeder Regentropfen bedarf den Wolken. Die Flora, die Fauna und alle Lebewesen, sind bis zum ersten Tag der Entstehung hin, wo jene Urkraft alles schuf bis zur unfassbaren Unendlichkeit, ein Schöpfungswunder. Dieses erstaunliche und unerklärbare Ereignis wiederholt sich immer wieder – in der Geburt jedes Wesens, im Wachsen jeder Pflanze im Wechselspiel der Zeiten und der Menschen.
  Es ist kein Traum und keine Mär von der Feuerkraft des Himmels, drum schöpfe Atem mein Herz das fast ersticken könnte, vor der Schönheit, Fülle und Pracht des Allumfassenden. Unsere Planeten und wir alle sind, so wie auch Jedes für sich alleine, ein Teil der göttlichen Komödie im heiligen Zusammenhang mit allen Erscheinungen. Das all ist so wahr so herrlich wie der blaue Himmel. Wohl gilt dies auch für jeden Menschen, aber dennoch so einzigartig für zwei dich sich vereinend fanden. Wenn auf den Bergen der Nebel herunterfällt und die feuchten dicken Dünste die Sonne verfinstern und jede Orientierung rauben, wenn die Abgründe und die tiefsten Schlünde nicht mehr wahrnehmbar sind und ringsherum ein höllisches Gräuel tobt, ist es als wäre man an jener Stätte wo die Verdammten ihre Sünden büßen.
Geh deinen Weg und lass die Leute reden!“
(Dante Alighieri - italienischer Dichter und Philosoph >)                         
Scheideweg Leben
 
Gutes strebt zum Guten im Scheideweg Leben – 
Schlechtes wird zumeist nach Schlechten streben.
Wenn rau und holprig, was auch oft gebührlich ist,
Mir verliehen sind die Verse in kurzer Lebensfrist,
 
So will ich dennoch deshalb trotzdem stattdessen,
Höllenbrei und Modergut in graus'ger Fülle pressen
Mit großer Inbrunst und mit der allerletzten Kraft,
Entströmt dem Sumpf nun frisch gewonn'ner Saft.
 
Nahe dem Kerne und ferne von tauben Schichten
Versuch’s ich nicht erst salbungsvoll zu dichten.
Genug des Hasses und der vergebenen Klagen
Sie vergeuden doch nur die Zeit in allen Tagen.
 
Die heißen Flüchen, die unvergolt’nen Qualen
Sind Hemmnis für des freien Geistes Strahlen.
Sonne und Wahrheit lässt sich nicht verdrängen,
Sich auch nicht durch Lug und Trug verhängen.
Erinnerung
  Wenn die Sonne an ihren tiefsten Stand, kurz vor dem Verschwinden hinter dem Gebirge, den regenreichen Horizont durchbricht. Wenn sie als Schaumgeborene zuerst zaghaft im Wechselspiel der Farben mit dem ersten Strahl dem Meer entsteigt.
  O schwaches Abbild; auf Gämsenfährte des Großen Antenori, dem Gipfel Brockengespenst näher zu kommen, oder aus der Tiefe des schier endlosen Meeres venusgleich geboren zu werden. Aber auch das Elmsfeuer , wenn es paradoxer Weise nicht bei der Seefahrt – sondern wie einst in der Gewitternacht am Antenori in den Metallverstrebungen des Regenschirm aufgetreten ist.
  O Kraft der Erscheinung die nach außen hin umschließt, doch der Mensch nimmt es nicht wahr und klängen auch dabei Tausende Trompeten und Trommeln. Der Frevel jener die sich zumeist am Vogelsang ergötzen, fiel in Vision alsdann hernieder und es erschien entzückte Fantasie. Nun bin ich zwar der Alte jedoch der Alte der ich früher einmal war bin ich nicht mehr, dies musste ich unlängst am Ödstein leider feststellen. Die Schlucht zur Anton Schubert Höhle schaffte ich nicht mehr und oben vom Wandeinstieg bin ich in der Höhle am Überhang zum Umkehrschacht , den ich bei der Entdeckung der Höhle gut überwunden hatte – trotz des noch vorhandenen Aluseiles, kläglich gescheitert. Es fehlte die Spreizfähigkeit der Beine und der Arme. Das Alter bringt zwar viele Vorteile, wie die materielle Unabhängigkeit und die Gelassenheit aber der Abbau des Körpers und des Geistes schreitet, nach dem Gesetz des Werdens und Vergehens, unaufhaltsam vorwärts. Das ist aber gut so, denn nur die Götter sind dazu verdammt ewig zu existieren. Nach vielen, vielen Jahren habe ich das Manuskript, "Durch die Hölle zum Knallstein" hervorgeholt und beginne nun eine neue Niederschrift. Wenn man zwar in der Gegenwart und in der Zukunft etwas schwerfällig geworden ist so kommt doch manches Vergangene besonders scharf zum Vorschein Einzelheiten und Zusammenhänge, die früher nicht beachtet wurden, sind jetzt offenbar und vielleicht auch wert geschrieben zu werden. Oberzeiring 2009-08-07
Mit Geist im Leben vorwärts streben
 
Es dunkelt abwärts fällt der Schatten Scharren,
Doch die Schöpferglut will weiter ich bewahren.
 
Und wieder dringt diese Frage an mein Ohr,
Doch wieder ist und bleibt alles wie zuvor.
Und wieder dringt die Frage an das Lied,
Warum Antenorias Schatten es nicht mied ?

 
Bergbekanntschaft
  Mitten in den Vorbereitungsarbeiten, für das "Karl Reiterer " Gedenken am Poesieberg besuchte ich nebenbei die Wiener Fremdenverkehrsmesse und fand einen Werbestand der Heimat am Grimming . Zum ersten Mal habe ich damals gesprochen von, Herr Johann Putz aus St.Martin am Grimming, den Text des St. Martiner Grimmingliedes gehört.  In unserem Gespräch stand natürlich der Grimming im Mittelpunkt, Herr Putz erzählte mir von seinen seillosen Ost - West Überschreitungen die er stets mit dem Durchschwimmen des Salzastausee beendet hatte.  Vom ihm bekam ich auch den Hinweis, dass die Stierkarspitze nach dem Kleinen Grimming südlich zur Heilscharte problemlos zu umgehen ist, dies kam mir bei meiner zweiten Überschreitung zu gute. Kurz darauf besuchte ich, gleichfalls nach einem Tip von Herrn Putz, den Grimmingliebhaber Toni in Pürgg, bei Ihm hatte Herr Putz für mich Auszüge aus dem Gipfelbuch des Großen Knallsteines hinterlegt. Auf diese Weise bin ich mit diesem Berges bekannt geworden. Die handgeschriebenen Knallstein Gipfelsprüche des Herrn Putz aus dem Jahre 1984, habe ich jedoch speziell für die Antenoria zurückgehalten und sind im Anhang angeführt.
  Auf diese Weise entstand meine Bekanntschaft mit dem Berg Antenori. Im Jahre 1987 überschritt ich, von Großsölk ausgehend, den gesamten Knallstein Höhenzug und wanderte danach bis zum Sölkpass weiter. Es war ein Alleingang mit unvergessenen Erlebnissen, Bergsteiger traf ich nur am Knallstein- und Dehneckgipfel.  Nun ich schweife nicht weiter ab und beginne mit dem Traum den ich im Traume träumte.

Der Traum im Traum
  In der Allerheiligennacht habe ich, in dem im Seifriedgraben bei Mößna geparkten Auto in der Inneren Großsölk, geschlafen. Wie es bei einer ungewohnten Schlafsituation immer vorkommt ist man in ständigen Wechsel zwischen Halbschlaf und Tiefschlaf. Zuerst kamen Traumverwirrungen im träumen von Träumen, bis ich dann gänzlich wie wahrhaftig im dem geheimnisvollen Reich des Schlaferlebnis einprägsam dahinschritt.
  Mit dem Bergkameraden wanderte ich auf der linken Seite des Sölkbaches talauswärts, wir suchten den Anstieg zum Antenori. Wir kamen dabei an einigen besonders reizvollen landschaftlichen Idyllen vorbei, als es in der Umgehung einer Klamm steil empor ging und immer abschüssiger wurde, entschied ich mich gegen den Willen des Freundes zum Abbruch. Überraschend kam die Nacht, wir suchten und fanden eine Herberge in einer Heuscheune. Die Müdigkeit von den Strapazen des gefahrvollen aber erfolglosen Besteigungsversuch des Antenori taten ihre Wirkung, bald wechselten wir, im weichen Bett- und im Duft des Heus, unseren Bewusstseinszustand mit dem des Unbewussten.
  Lautes Hühnergegacker führte zur Ermunterung, beim Austreten scheucht mein Freund die Hühner aus dem Stall, als er zurückkommt stehe auch ich, noch vom Schlaf benommen, auf. Es war eine Nacht voller rätselhafter Träume von denen nur mehr Bruchstücke geblieben sind. Es ist wie bei Nebel umhangenen Bergen, wenn die Sonne die Oberhand gewinnt verziehen sich die Nebel. Ein letztes Flocken gleiches Wölkchen ist mir, kurz vor dem Auflösen im blauen Horizont, in Erinnerung geblieben.
  Da wurde ein längeres Gespräch geführt, es drehte sich um Niederschriften von mir. Als Unverstandener versetzten mich die Argumente der Missverstehenden in tiefe Besorgnis. Das Begreifen und das Verstehen sind wohl die Grundelemente jeder Kunst, wenn man es aufbringt kann das Verständnis auch ohne den Begriff gegeben sein, es fragt sich dabei immer nur wofür?. Es ist ähnlich wie bei dem vielseitigen Begriff Glauben, er beginnt im Freiraum aller unbegreiflichen Vorstellungen und Ereignisse aber auch in der Alltäglichkeit. Wenn man daran glaubt ein Vorhaben zu verwirklichen, oder einen schwierigen Weg zu bewältigen ist man, abgesehen vom Irrglauben, frei von der Vorbelastung. Sei es nun Verständnis oder Respekt beides ist die Grundlage für jedes Gespräch auch für ein Traumgespräch in der verblassender Erinnerung.
  Gerade als wir im Begriff sind  den Stall der Scheune zu verlassen, hören wir Schritte und treten dem Mann, der über den Hof kam, entgegen. Es ist der Bauer des Anwesens, er ist nicht erzürnt über unsere nächtliche Einnistung, er hat den Fuchs verdächtigt die Hühner aufgescheucht zu haben. Wir folgen dem Bauer, der uns zu einem Rummelplatz führt, wo wir ihn in dem Menschengewimmel wieder aus den Augen verlieren. Nach langen, vergeblichen  Fragen, erteilt und ein alter Mann die Auskunft über den Weg zum Großen Antenori.

Der Aufstieg
  Voll von neuer Antriebskraft und entstehender Energie wandern wir zur, mit einem Felsenwald beginnenden, Einstiegsfuhre. Zuerst geht es zügig empor, dann kommen wir zu einem gewaltigen Wasserfall, dort  wo die Strähnen den Felsengrund treffen ist ein großer Wirbel und das Wasser verschwindet im geheimnisvollen Berginneren. Ich klettere oberhalb des Wirbels, mein Freund ist etwas weiter unten auf einem Felsenband.  Der Felsbrocken an dem ich mich festhalte lockert sich, die Lage wird für uns beide sehr bedrohlich. Irgendwie gelingt es mir aber doch den Steinfall, bis mein Freund aus dem Gefahrenbereich war, hinauszuzögern. Nach dieser Felsstufe erwartet uns ein rastloses Herumirren durch wild verwachsene Felsenrasenplätze, über Schluchten, Gänge und Hallen bis wir den Durchstieg zu einem finsteren Turm finden.  Auf dessen Spitze  ist  folgender Spruch zu lesen:
"Träumt nicht euer Leben sondern erlebt was ihr träumt."
 
 Dann kommen wir zu einem, im Glanz der Sonne glitzernden, Pfuhl mein Freund beugt sich im Bergriff sich zu erfrischen darüber, verliert das Überwicht und verschwindet unter der Wasserfläche. Der Schein ist trügerisch es ist ein Wasserloch, ich springe hinterher und als ich nach der Felsenschleuse auftauche erwartet mich schon mein Freund unter Tage des Antenori. Erstaunt betrachteten wir, die weiße Grotte in der wir uns nun befinden. Durch einen Felsenschacht fiel mattes Tageslicht herein und gab dem gesamten Bild eine traumhafte Stimmung. Nach dem erklettern des Schachtes kommen wir in eine ganz fremdländische, fast außerirdische anmutende Gegend mir einer eigenartigen, Schrein mäßigen Felserhebung. In der Mitte des Berges ist eine Felsenöffnung, zu den langgezogenen Gipfelgrat weisen, in verschiedensten Schwierigkeitsgraden, viele Kletterpfade. Vom Tor her dingt der Schall eines seltsam wirkenden, aber eigenartigen Trauergesanges:
Musenkuss Lorbeerkranz
 
Geisterhafter Schein,
Lyraklang Reigentanz,
Wiege Totenschrein.
 
Erschaudern überall,
Kreuz in Flammen,
Berstender Fall
Todesverlangen.
Jenseits des Acheron
  Eine unbekannte Macht zog uns zur Felsenpforte hin, doch vorher müssen wir, zwischen wild durcheinander gewürfelten haushohen Felsblöcken, in ein rauchendes Vulkantal hinab steigen. Immer mehr wird mir bewusst; mein vermeintlicher Freund und Weggefährte ist ein mir vertrauter aber unbekannter Führer, der mich nun gezielt im Innern des Berges Antenori durch das Inferno leitet. Am grund des Tales gelangen wir an das Gestade eines Lavastromes und es zeigte sich nun mein Meister ist einer aus dem Jenseits, dem kurz erlaubt es war im Irdischen zu verweilen, um mir dem Lebendigen das Geleit durchs Schattenreich zu geben.  
  Alsdann spricht er: "Hier gibt es nur Einen dem die Überfuhr hier möglich, der düstere greise Charon ist es der Sohn von Nacht und Finsternis, als Fährmann der sündhaft' Seelen der Verblichenen." Wollt ich Schlimmeres noch als selbst den eigenen grausen Tod erleben, so war es nun der Anblick der Verdammten. Nun schreit ich in dem Reich ohne Wiederkehr, der immerwährenden Schwärze, dem Ort der ewigen Schatten, laut dröhnt das Schreien der Verdammten aus all den Höllenschlünden. Sie flehen aber auch in ihrer grausamen Pein vergebens um einen zweiten Tod, um den Schlimmen und noch Schlimmeren hier in der Unsterblichkeit zu entrinnen.
  Mein Schatten spricht: "Was ist mit dir? Herrscht Feigheit nun in deinen Sinnen? Weicht nun dein Mut und kühner Tatendrang, gleich einer Blume die benetzt vom Reif gesunken? Mir erbleicht des tiefen Abgrunds Plagen das Gesicht, als wir den düsteren Wald der jämmerlichen Geisterschar durchdringen, doch Nichts hindert uns, den vom Herrn gebotenen Gang, nicht Jammertöne und Geheul der Unglücksverheißenden, weiter zu beschreiten. Die Höllenbrut beginnt, mit Wehgeschrei und Klagetönen, zu toben. Die, die in Schimpf und Schande ihre irdische Macht schändlich missbrauchten, sie sind mit dem Blut der Opfer nun getüncht in's Land der Qualen nun entrückt und alle die noch Gleiches tun auf Erden werden einstens auch hier erbärmlich leiden.

Weibesgleichrang
  Stets erleiden die ewig Gequälten neue Marter, vom Höllenwurm im Leib durchdrungen, von Ceberus , der den Leides matten Seelen die Kehle für sein Fraß abbeißt. Grausamkeit, Schuldenlast angehäuft durch Macht, Heuchelei, Geiz, Hochmut und Hybrisma, vergolten wird es hier dem Jammerchor in unendlicher, unfassbarer Peinigung. "Im Grabe kehren alle Menschen ein, der Urteilsspruch des Weltgerichtes währt immerfort und Schlechtigkeit muss im Inferno schmachten. All die Vermaledeiten pflastern, unwissend was dort im Höllenschlund auf sie zukommt, sich selber den irdischen Weg hierher. Du bist erkoren davon Kunde zu geben über die große Schuld, die hier den Lohn empfängt. Er dessen Weisheit alles übersteigt, den Erdenglanz und die Gestirne, er schuf nicht das Weib zur Dienerin, sondern im gleichen Recht für Führung und Begleitung. Sie allein vermehrt doch, von Volk zu Volk, von Blut zu Blut hin Leben, den einzigen wahren aber vergänglichen Besitz, und auch die Götter hätten nicht ohne Sie ihr Dasein.
  Welch böses Walten trägt hier doch die Mühen und Plagen zusammen! Auch gibt es hier manchen Papst und Kardinal, der einst sein Herz auftat für Geiz und schändlichem Verhalten, mit Gewalt und List schürten sie statt zu versöhnen so manchen Streit. Auch ist es das Weib die sie wütend schmähten und weiterhin, auf irdischen Gefilde, wird es geschmäht und noch immer, im Glauben und Religion sowie im Alltag, zweitrangig zurückgesetzt. Sie von der oft, anstatt zu loben, hintertückisch Böses gesagt wird, um das selbst erzwungene Vorrecht des Mannes, entgegen dem Gesetze der Natur, nur zum eigenen Vorteil auszuüben. Hier in Atenoras Schatten wird nicht nach Geschlecht gemessen, nicht nach Rang und Stand, was einzig zählt es sind die guten und schlechten Taten, die Ehrfurcht oder Lästerung." Sprach zu mir der Führer.
  Weiter führt der Weg im schweren Gang, mein Gesang auf finsteren Wegen, dem dampfenden Sumpf des Styx hinzu, dorthin wo der furchtbare Fluss des Hasses von seinem Laufe ruht, wo ewige Wanderer leiden immerfort, wo verstorben ist der letzte Hoffnungsschimmer am entferntesten von des Himmels Licht, im Sumpf der grässlich Stank verhaucht, wo die Höllenfurie, blutbefleckt auf hohen Turmes Feuergipfel grade aufgerichtet schmort. Versehen mit Schlangenhaaren und einem Kranz aus Ottern das Haupt umwunden, dort wo der schärfste Stunk und Rauch dem alten Moder Moor entsteigt. Von Martern voll und ungeheuren Wehen, die Ketter, Folterer und Mordgesellen auf der Mauer der Qualen und der Pein, in dem verruchten Kreis des Land der Klagen, im Reich der Hingesunkenen, von Trost Entblößten, im höllischten Gebiet. Da hängt auch Papst Anastasius den Photin mit seiner Häresie vom rechten Pfad zu Schmach, Sünden und Schande verführt, sein Pontifikat war Mätressen Herrschaft und Pornokrafie. Totschläger, Mörder, Räuber, Vandalen die Gewalt geübt mit eigener Hand an Mensch an Tier an der Natur entgegen der Gewissensqual. Heuchler, Schmeichler, Zauberer, Diebe, Wucherer, Kuppler und dergleichen Missgeburt der Schande sich gegenseitig voll Tollwut und Bosheitsgier zerfleischend. Ein Strom von Blut entströmt dem schändlichen Ort zum Schlund wo arme Seelen, die stets voll Dummheit und blinder Wut geschnaubt, sich müssen darin sieden. Tribunen, Volksverhetzer, Kriegsanstifter und Tyrannen in dem roten Sud gesotten, Hitler , Stalin, Atilla, Napoleon, Hannibal, Kaiser, Könige, Präsidenten, Kanzler und Putschisten voll Tränen triefend obschon ausgekocht vom Strom des Blutes.

Banause, Biedermann
  Im Wald des Grauens mit schwarzen Blättern, mit knöchern knotig Zweigen, ohne Frucht nur giftiger Dorn, die Selbstmörder klagen als erstarrte Bäume, die Peiniger, Spieler und Verschwörer trifft hier ein mitleidloser Zorn. Als wären sie Seelen nur der Schlangenblut. Jedweder Leib zu ewiger Haft, mit Schreien und Getöse an den Bäumen hängend, als schwarze Hunde durchs Gestrüpp vorprescht, beißen sich die Zähne wund an den Gehängten, zerreißen und zerstückeln sie die Blutbefleckten zur Sühne für ihr Lasterleben. Lästerer, Unnatürliche, nackte Seelen haufenweise und auch in Scharen am Höllengrund als grausiges Kunstwerk der Gerechtigkeit leidend für ihr Vergehen. Liegen rücklings auf der Erde, gestapelt, paarweise und auch einzeln, umher. Hernieder in sanften Fall breite Feuerflocken wallen und in Glut der Boden rötet. Die Rotte der Undankbaren und Schnöden, voll von Geiz, Neid und Hochmut, faul an Schal' und Kern, die zügellos genossen und vermehrten der Andern Schmach, Schmerz und Pein auf Erden, ist verdammt, beweinend ihre Schuld, zu wilden stolpernden Lauf.
  Von der Ferne her dröhnt des Lavafalles brausen, der mächtig lodernd stürzt hinab zur nächsten Qual, ein schauerliches Schmerzgekreische von Schatten die in diesem Feuerregen rastlos hasten. Mit den in ihrem Fleisch ein geätzten neuen und alten Wunden, Verbrennungen und Blasen. Ein Untier mit Stank erfüllt das Ganze, im Antlitz gleicht es dem Biedermann und dem Banausen, ansonsten hat es die Gestalt des Drachen. Schlimmer noch als Türke und Tatar wütend, wild zappelnd mit dem Schwanz schlagend, um die Glut noch mehr anzufachen in diesem Gefilde der Qualen. Räuberisch, falsch und schnöde für Geld, Gold und Gut gaben sie die Gaben Gottes hin, verstießen sie. So sind auch sie verstoßen im tiefsten Höllenschlund, empfangen ihrer Sünden Sold, ihre Sohlen, gleich ölgetränkten Lappen, in Flammen stehen. Oft spreche ich, oft spricht mein Schatten im Dialog mit mancher Seele, aber nun spricht er: "Nicht nur voll Schlechtigkeit ist diese Welt da oben, obwohl die Habsuchtsgier, ihr Gott ist Weihrauch Goldesglanz und Macht, im kecken Mut wie eh und je, um sich greift und Schlechte hervorragen und regieren. Jedoch verzweifle deshalb nicht in deinem Leben, auch wenn die Guten oft schwer beladen wanken, bleibt ihr Gewissen doch stets frei von der Gedanken Marter und friedlich können sie entschlafen.

Staatsamt
  Zu Schlund der Qualen Bestechlicher sind wir gewandert, wir stehen auf einem Felsen rau und schroff und sehen hinab zum offenen, großen, weiten Loch des Grauens, das ganz von Angst erpressten Zähren tropft. Viele gehen wie im Wallfahrtszeiten die Runde, das Vorwärtsschreiten ist ihnen jedoch verwehrt mit umgekehrten Haupt müssen sie, verrenkt, verdreht und von Tränen aufgeschwemmten Augen, mit blanken Spalt der Hinterbacken, immer rückwärts gehen.
  Indes wir weiter vorwärts schreiten doch bald verweilen wir vor neuer Qualen Niederung. Gleich dem Pech im Winter, wenn es aufgekocht mit siedenden Wogen dampfend an Schiffen kalfatert wird, so ist ein See dort zu erblicken dessen Dünste sich am Strand zu Leim verdichten. Ein rabenschwarzer Teufel, sein Ansehen mich mit Graus durchdringt, läuft rücklings beladen mit den armen Sündern Seelen, die hochwohlgeborene Ratsherren waren, wirft sie hinab in die brodelnde, dampfende Flut des Pechs. Sie versinken darin, doch tauchen sie wieder auf nach geraumer Zeit. Doch schon schreien die unteren Teufel: "Ganz anders als im Rathaus schwimmt man hier – so bleibt deshalb immerfort bedeckt vom Pech, für euren bestochnen Rathaustanz ist hier nicht der rechte Ort, hier könnt ihr niemand mehr betrügen." Mit den glühenden Zacken an den Stangen, werden die Gequälten, von den grausamsten der grausamen Teufel, wieder getaucht, aber wehe wen sich Einer an den Haken verfing, so wurde er zerfleischt. Worauf mein Führer sprach:  
  "Auch hier ist ohne Mühe das Verhältnis zwischen Verbrechen und Strafe zu erkennen. Wer einmal ein Staatsamt missbraucht, ist für immer besudelt mit Pech, das brennend an seiner Haut klebt und durch kein Mittel wieder wegzubringen ist. Und das erste Verbrechen dieser Art, die innere und äußere Würde des Sünders zerstörend, und ihm die Fähigkeit des Widerstandes, gegen ähnliche Versuchung raubend, führt unfehlbar zu den folgenden, bis endlich der Gauner ganz im Pechsunpf versinkt. – Unter den Teufeln, welche zugleich als Werkzeuge der Strafe und als Bestrafte erscheinen, denken wir an Vorgesetzte, welche erst den Verbrechen ihrer Untergebenen nachsehen, um selbst an dem Gewinne teil zu nehmen, die nun aber, wenn einmal der Sünder ganz im Pfuhle des Pech versunken ist, das höchste Interesse dabei haben, dass er nicht wieder auftauche – die ihn daher immer wieder zurückstoßen mit ihren Haken, und wenn er zu weit über die Oberfläche sich erhebt, ihn herausziehen, um ihn zu schinden."

Der hohe Tempelherr
  Getünchte sehen wir, matt und erschöpft verhüllt die Augen mit Kapuzen, im neuen Kreis. Bleierne Kutten außen golden glänzend so schreitet dahin, in ihrem trüben Leid, der Heuchler Gilde langer Zug, und wieder sprach die Seele die mich führte:
  Wer einmal in Lügen verstrickt ist, lügt auch dann, wenn er ohne Schaden die Wahrheit sagen könnte, und von den Lügen keinen weiteren Vorteil hat, als Befriedigung seiner schlechten Neigung. Die Erscheinung der Heuchler und Lustbrüder wird uns nicht lange über das Verhältnis ihrer Strafe zu ihrem Zustande im Leben in Zweifel lassen. Sie bemalten, ihre Mäntel, die von außen wie Gold glänzen und blenden, aber von innen Blei sind und den Träger selbst unerträglich drücken, ihm jeden freien, raschen Schritt verwehren – die Kapuzen, die ihr wahres Angesicht verhüllen, alles dies wird sich von selbst erklären. Die Waage, die dies Gewicht trägt, sind die Sünder selbst, die unter der Last stöhnen, wie wohl eine Wage knarrt, wenn eine große Last auf ihr gewogen wird."
  Zutiefst betroffen nehme ich Einen wahr, der am Grunde mit drei Pfählen an gekreuzigt. Er haucht in seinen Bart mit lautem Stöhnen und Klagen die schmerzvoll weithin hallen. Wer ist dieser Gequälteste der gequälten Schatten? Frag ich den Meister. "Dieser Angephählte war der hohe Tempelherr, der einst die Pharisäer zur Kreuzigung beriet:
'"Mög' Christos Tod fürs Volk den Zorn versöhnen"', waren seine Worte, die schlimme Saat für Judas Volk gebracht."
  Nun liegt er nackt und längs des engen Felsenpfades und die gesamte Heuchlerhorde, die ständig sich im Kreis wallt muss stets, mit den schweren bleiern Kutten und dem fetten Wanst, immer wieder ihn betreten.

Stark um Neues zu ertragen !
  Ich sehe das Haupt des Führers leicht sich neigen, um hurtig dann mit großen Schritten zu enteilen und folge seiner treuen Spur, froh den Blei beschwerten Geistern zu entfliehen, auf den steilen Weg empor, den wohl kein Kutten - und kein Würdenträger jemals schreiten kann. Mein Schattenführer ist einer der stets auf alles achtet und im Voraus schon erwägt was er vermag. Es ist so wie der Lauf des Lebens einmal fallen einmal steigen. Der Meister spricht:
  "Nun gedeihe dir frische Kraft, denn niemals kommt der Ruhm dem zugeflogen, der stets auf weichem Kissen ruht. Wer im Leben ruhmlos wandert, hinterlässt nur die Spuren auf der Welt, wie
Dunst in den Lüften und Schaum in den Wellen. Drum wenn die Mattigkeit dich hier befällt, wird sie der Geist wie jeden ihrer Feinde auch bezwingen." Da steh' ich auf mit freien Odem, die Brust der Bürd enthoben ruf ich: "Fort, denn ich bin stark und kühn um Neues zu ertragen!"
  Da sehe ich ein Knäuel Schlangenbrut und im gräulichen Gemische läuft eine nackte, schreckensblasse Horde rücklings die Hände gebunden mit ein paar der Schlangen, so dass Schwanz und Rachen sich durch Kreuz und Niere streckt und vorne ist in sich verschlungen. 

 
Die stolzen Flammen der Griechen
  Wir steigen nun auf zackigem Gestein, mein Herr voraus ich hinterher. Durch Trümmer geht und raue Felsenstücke, der öde Weg und nötig ist die Hand im aufwärts klimmen. Tief schmerzt mich was nun mein Auge sieht, gleich einem Schwarm Leuchtkäfer; so viele Flammen sehe im ganzen Tal entlang, den Blick mir nun verklären. Es ist als ob wandelnd hier manch' Flamme lodert, so vorgebeugt zum Grunde sehe ich es. Der Führer sah wie mich der Anblick lockt, spricht nun: "Jedwedes Feuer birgt einen Geist, und das worin er brennt dient ihm zum Rocke, doch keiner wird als Flammenraub zur Asche. Um Trojas trügerisches Ross klagen sie in diesen Flammen, die List beweinend durch die sie schon tot." "Vermögen sie hier auch noch zu sprechen , lass mich, bis das die geteilte Flamme sich zu uns hierher bewegt, ein wenig weilen. Sieh hin, zu ihr zieht die Begierde mich." Sag ich drauf zum Meister. "Der Bitte", spricht er, "muss ich Lob erteilen, weil sie es verdient; sie sei darum gewährt, denn Griechen sind sie stolz auf ihre Art." Der alten Flamme größtes Horn beginnt zu flackern erst und murmelnd sich zu regen, als wäre sie vom Wind gefasst, um dann hin und her die Spitze zu bewegen, gleich einer Zunge, und deutlich tönt und klar, dann aus der Flamme uns dieses Wort entgegen. 
  "Wenn die Seele
noch den Leib zusammen hält, in dem flüchtigen Erdenleben bedenke – wozu das Dasein dir geschenkt! Nicht um zerstören sondern um zu bewahren, nicht um List und Tücke auszubrüten, sondern um Kunst, Tugend und Wissenschaft zu erstreben. Den Meinen schien dies Wort ein Sporn zu sein. Hätte ich gewollt, nicht konnte ich sie mehr bezwingen, und rastlos ging  es ins weite Meer. Schon fünfmal ward erschienen und verblasst der bleiche Mond, seit wir, dem Glück vertraut, durch den verhängnisvollen Pass gesegelt, als uns ein Berg erschien, von Dunst verhüllt in weiter Ferne, und schien so hoch zu ragen, wie ich noch keinen auf der Erde erschaut. Erst jubeln ließ er uns, dann bang verzagen, denn einen Orkan fühlt' ich entsteh'n, vom neuen Land zu uns her fegend; er ließ uns dreimal in den Fluten wenden, dann als das Schiff mit dem Heck empor geragt, nach höh'rem Los, mit dem Buge untergehen, bis über uns die Wogen sich geschlossen."     
  Schon aufrecht stand und still der Flamme Haupt,
und sie entfernte sich im tiefem Schweigen, nachdem der Dichter ihr die Flammenzunge kurz gelöst. Mit, verwirrten, mit knisternden Gestöhn, so seh' ich die stolzen Flammen der Griechen nun von dannen weh’n.

Wer bist du, der hernieder blickt ?
  Da grunzt und braust es, in einem Flammenbauch, die Flamme regt sich immer mehr, bis letztlich wir die Worte nun vernehmen: 
"Ich war Kriegsmann einst und Mönch, allein der Erzpfaffe – möge ihn Gott vernichten – hat mich aufs neu, den Sünden beigestellt. Die Zeit verflog die Haare wurden grau, der Ränke stolzen Segel fielen, so wurde ich Mönch und tat Bus' im heiligen Kloster, allein es war der Pharisäer Hort. Wer Ablässe erteilt, bereue erst seine Taten, wer dort nur Böses hegt und tut, der Strafen schlimmste wartet hier auf ihn. So wurde auch ich der Flammen Raub und gehe im Feuerkleid in ewiger Qual."
  
"In dieser Abteilung finden wir diejenigen, die Betrug Zwietracht säten, im Kreise umherziehen, dabei werden sie von einem Teufel mit Säbelhieben zerfetzt. Allein die Wunden schließen sich, ehe sie wieder zu dem Standpunkte desselben zurückkommen, um von Neuem zerfetzt zu werden." Sprach mein Führer.
  Muss da nicht jedwede Zunge ihren Dienst verwehren, da Sprache und Geist zu schwach erscheint, um so Schreckliches zu fassen und zu tragen. Da zeigt Einer wie zerstückelt und verstümmelt er ist, in dieses Schlundes Art und Weise. Ein Fass, von welchen Reif und Dauben weichen, ist nicht voll Löcher, wie der Eine da. Durchschlagen vom Kinn bis zum Gesäß, dem zwischen beiden Beinen, hinab hängen die Eingeweide, bis hin wo sich die Speise wandelt in Kot, und offen ist das ganz Geschlinge. Ein wilder Teufel, der dort hinten steht, er ist es der Jeglichen zerreißt und schändet, schreit mich an:
  "Wer bist du, der hernieder blickt, bald werde ich dich zerteilen?" Worauf mein Führer sprach: "Er ist nicht tot, noch hergeführt von Sünden, doch soll er, alles was die Hölle umfasst empfinden. Ich der tot ich bin, führe ihn hinab, hinauf in dieser Runde. Nicht er und ich wollen es so, Beatrice
hat diesen Wunsch, bei Gott erwirkt." Nun bleiben, an die Hundert Seelen wohl, aus tiefer Schlucht nach mir hin blickend, still verwundert ihre Qualen vergessend, stehen.
  Dann sehe ich Einen mit durchbohrter Kehle, die Nase bis zum Auge hin zerhaut, und wohl bemerke ich, dass ein Ohr im fehlt. Ein Rumpf, von jener Schar geht ohne Haupt daher, er haltet den getrennten Kopf in seiner linken Hand, am Haarschopf. Als wir den Rand der nächsten Kluft erstiegen, herrscht die Seuche, Pest und schreckliches Jammergestöhn der üblen Säcke, doch auf diesem Grunde hat etwas nachgelassen, des Höchsten Wirken, mit seiner niemals irrenden Gerechtigkeit. Doch bis zum kleinsten Wurm, ist jedwedes Wesen durchsetzt von tückisch böser Luft. Die Einen auf den Rücken der Anderen liegen, dann wieder welche auf dem Bauch, oder aber auch auf allen Vieren kriechend. So sehe ich sie, auch mit den Nägeln schaben und sich kratzen hier und dort, es juckt sie wild die Schuppen fallen.
                   

Antenora
  "Nun führt ich dich," spricht nun der Dichter, "auf den untersten Boden der Hölle zum Kreis der Verräter nach Antenora. In der äußersten Ferne von Gott, dem Quell der Wärme, des Lichts und Lebens, zu sein ist ihre Strafe. Dies ist der Sinn, wenn er sie im ewigen Eis stecken lässt, wo selbst die Tränen gefrieren. Das Eis selbst wird gebildet durch den Höllenstrom, den Kokytos, der aus den abgekühlten Abflüssen des glühenden Phlegethon entsteht und durch Satans Flügelschwingen frieren gemacht wird. In dieser Abteilung, Judea, benannt von Judas, stecken die Verräter ihrer Wohltäter, ihrer Freunde, ihrer Vaterländer ganz im Eis, wie Splitter  aus dem blanken Glas ragend. Doch finden die gräulichsten Sünder dieser Art, im Mittelpunkte ihre besondere Strafe, indem Dis, das Oberhaupt der empörten Engel, dort eingepfählt ist, und mit drei Rachen den Judas, Cassius und Brutus fortwährend zermalmt."
  Nun sind wir ins dunkle, tiefe Brunnenloch gelangt, da hör ich eine Stimme schreien: "Gib doch acht auf  deine Schritte, dass du uns Armen, nicht im Weiterziehen die Häupter stampfst mit deinen Füssen" und fahl dabei, im Ton des klopfend Specht, mit seinen Zähnen schlagend. Dermaßen ist das Geistervolk im Eis verscharrt, da sehe ich der vielen Augen Flucht, erst innerlich von Tränen träufeln, die aber dabei noch kaum gegossen, gleich zu Eis erstarren. Den toten Hunden gleich, vom Frost Blau und Braun, seh' Tausende von Fratzen, sich empor zu recken. Ist's Vorsatz, ist's Ungeschick, genug, es stoßt mein Fuß beim Weitergehen, durch die eisige Häupterfront, einem davon ins Angesicht. "Was trittest du mich, hör ich den Judas heulend schmäh'n." "Vexilla regis prodeunt inferni (adversum nos)", den Anfang des Karfreitags - Hymnus, sprach mein Dichter und weiter spricht er:
  "Der Mensch der, nachdem er die Sünde erkannt hat, sich von ihr reinigen will, muss, um zu seinem Ziel zu gelangen, in ganz entgegengesetzter Richtung vorwärts streben. Er muss das böse Prinzip hinter sich und unter sich haben, und von dem Augenblicke an, da er es erkannt hat, emporklimmen."
 
NUN IST DIE ZEIT GEKOMMEN EIN TRAUM IM TRAUM 
  Als ich munter wurde, standen noch die Sterne am Himmel, Friedrich war schon aufgestanden, sein Haar glänzte silbern im Mondlicht. Er stand vor der Hütte und sein Blick war himmelwärts gerichtet.
  Ich trat ihm entgegen, ein stillschweigendes Einverständnis, von dem hoffnungsvollem Ahnen des guten Gelingens unseres gemeinsamen Vorhabens umfing uns.
Wir machten uns auf den Weg und was wir fühlten ging aber erst später wirklich in Erfüllung, ein wunderschöner Bergtag wurde uns beschieden. Zuerst führte mich mein Führer durch die tiefsten und schrecklichen Abgründe Antenoriens, dessen Spalten und Sümpfe vom Wehgeschrei der ewig Verdammten, durchdrungen waren. Plötzlich hörte ich eine Stimme: Nur keine Wellen schlagen. Ich erkannte den Sprecher der bis zur Mundhöhe in der Kloake steckte, der meinen Vorgänger in den Freitod getrieben hatte und der mich einst tyrannisierte.
  Wir gewannen bei einem schrägen Aufgang an der Innenwand eines Felsendomes langsam an Höhe und verließen durch ein unscheinbares Loch das Reich der Finsternis.
  Inzwischen war es Tag geworden, schon schimmerte es am östlichen Horizont. Bei der Wanderung zum Gipfel des Knallsteins schritten wir Seite an Seite und freuten uns über die vielen gemeinsam empfundenen Lieblichkeiten der Berglandschaft.
  Als das Gipfelkreuz sichtbar wurde, sprach mein Führer zu mir: "Nun ist die Zeit gekommen, wo wir voneinander Abschied nehmen müssen, mein Weg führt mich wieder in Bahnen die dem Sterblichen versagt sind. Einen Teil deines Weges habe ich dir nun gezeigt, auch wenn dein künftiger Weg steinig und Dornen reich sein wird und die Versuchung ihn zu verlassen groß sein wird, lass dich nie von ihm abbringen, wandle ihn von nun an allein weiter".
  Er reichte mir die Hand und war bald darauf meinem Blicke entschwunden. Ich sah zum nahen Kreuze, indes ein blasses Wölkchen hoch und immer höher stieg, bis es dann am Horizont Flocken gleich auf funkelte und erlosch.
  Ein Gämsenbock floh, durch mich aufgescheucht im schnellen Lauf dem Gipfel zu und als er am Kreuz ankam, erglänzte es plötzlich golden durch die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Bald darauf stand auch ich am Gipfel und nach einer kurzen Morgenandacht der Erinnerung an Friedrich las ich im Gipfelbuch.
Dante Begegnung Abschied von Vergil
 
Oft sah ich wohl beim Beginn des Tages
Die Morgenseite ganz rosig gefärbt,
Die Sonne durch Dünste besänftigt
Und von einer Blumenwolk’ umgeben,
Viel Heitres den Himmel schmücken
Und das Auge Freude trunken staunt.
 
Heut’ emporgehoben mit Engelshänden,
Gekleidet in lebend’ger Flammen Mantel,
Meine Seele, die schon so viele Jahre
Von Freud nicht ward durchbebt,
Empfind’ die Kraft der alten Liebe
Sobald ins Antlitz mich der Strahl getroffen,
Mit Kraft, die einstens mich durchbohrte.
 
Zur Linken wend’ ich mich voll Demut,
Um zu Vergil zu sprechen: "Nicht ein Tröpfchen
An Blut ist mir verblieben, das nicht bebe!"
Der Flamme Zeichen brennet wieder!
Allein Vergil, der süßeste der Väter,

Vergil, dem ich zum Heile mich ergeben,
Spricht - im Geiste lausch ich seiner Worte: 
 
Sieh’ dort der Sonne Antlitz leuchtet,
Sieh das Gras, die Blumen und den Gipfel
Von Wonn’ erfüllt, wandle unter jenen.
"Jetzt ist dein Wille gesund und frei,
Ein Fehler wär’s, nicht seinen Sinn zu folgen.
Die süße Frucht, die auf so vielen Zweigen
Der Sterblichen Bemühungen pflegt zu suchen,

Wird deinem Hunger Frieden heut` gewähren
Nimm dein Wohlgefallen jetzt zum Führer.
Des Schöpfers Kraft, du hast sie wieder!"
Vom Auge sank der salz’ge Quell hernieder.
Einstens wird auch meine Seele schweben

Hüben und drüben hoch über dem Trojani.
Nichts kann den taugewasch’nen Wangen wehren,
Dass trüb aufs neue sie durch Tränen wurden.

 
Wende deinen Blick zu mir, ich bin doch Beatrice.
Des Menschen Glück, du wusstest es nicht.
Jetzt, haltest du’s wert den Berg zu ersteigen.
So die Mutter stolz dem Sohn erscheint,
So erschein’ ich dir nun heut’ als Sonn’.
Antenoria (frei nach Dante)
Sprüche aus dem des Großen Knallsteines um das Jahr 1962
Am Knallsteins da ist meine Welt
Dort wo es mir am besten gefällt.

 
Ragende Gipfel, blitzender Firn,
Jagende Wolken, Felsen Gestirn,
Wogende Wälder, leuchtender See,
Duftige Matten, wohin ich auch seh'.
 
Die Seele baut Brücken ins blaue Gezelt,
Über die Wolken zum Schöpfer der Welt,
Ein selig Bedenken jauchzt hin wie ein Schwur,
Im selig' allein zu sein mit Gott und Natur.
 
Hier auf dem Knallstein da ist meine Welt,
Wo es mir auf Erden am besten gefällt.
 
Da duften die Kräuter, da murmelt der Quell,
Ein Singen und Klingen so lustig und hell.
 
Schau in die Runde, aus freier Herberg'
Ehern und stolz stehen unsre Berg'.
Ewig trotzend den Naturgewalten,
Um für die Heimat Wache zu halten.
 
Felsen und Schluchten, Wälder und Seen,
Zerzauste Kiefer auf stillen Höh'n –
Ein Edelweiß leuchtet von schroffer Wand –
Schön ist's zu leben in uns'ren Land.
 
Friede den Bergen, den Höhen herrscht die Ruh',
In Tälern kaum zu finden, auf Alpen immerzu.
 
In Bergen meiner Heimat wo die Quellen rauschen,
Möcht ich so gerne mit meiner Liebsten plauschen.
Dort im Ennstal wo Altvater Grimming hält Wacht,
Die Leute tragen und ehren die steirische Tracht.
 
Ringsum stehen Berggiganten
In geschlossener langer Front,
Ragen mit bizarren Kanten
In den blauen Horizont.
 
Steile Wände übergipfeln
Sanfter Almen sattes Grün,
Über dunklen Hochwaldwipfeln
Ziehen Wolken sich dahin.
 
Über hohe Felsentrassen
Springt des Wassers Silberstrahl,
Dröhnend rauschen Wassermassen,
Stürzen schäumend sich ins Tal.
 
Staunend steh'n Menschen – lauschen –
Fühlen mit Bewunderung nur –
In dem Gluckern und dem Rauschen
Ew'gen Pulsschlag der Natur.
 
Du bist ein Alpenkind,
Vergiss das nicht
Bleib wie die Berge sind,
Treu, wahr und schlicht.
 
Der Bach erzählt... das Kar es schweigt...
Und der Bruder wird der sanfte Wind.
Der Tag verklingt zur Nacht geneigt.
Die Nacht vergeht der Tag beginnt.
 
Verweile hier, o Wanderer halte Rast,
Denk' an vergang'ne schönen Stunden,
Die dir in des Alltags stetige Hast
Seit langem schon entwunden.
 
Halt kurz ein still Gedenken,
Sie sind in ferner Erde begraben,
Den Gruß sollst du verschenken
Deinen seligen Bergkameraden.
 
Wanderer, der du mich siehst,
Sei recht inniglich gegrüßt;
Und auch du liebe Wanderin
Nehme meine Grüße hin.
 
Um einer Blume willen und um der Sonne Schein,
Wird nie dein Gipfelgang ganz einsam sein.
Dieses Gesetz vergesst ihr Waderer nicht
Und nehmt es wahr als Herzenspflicht.
 
Willst du den Lärm der Stadt entflie'n
Dann musst du in die Berge zieh'n.
Lass hinter dir Rauch, Staub und Qualm
Und wand're auf die Knallstein Alm.
 
Hier hast du Luft und sel'ge Ruh
Und eine Milch frisch von der Kuh.
Ringsum sind Berge, Höh an Höh,
Trüben im Kar der tiefblaue See.
 
Bächlein rauschen, Blumen blüh'n,
Immer wieder zieht's mich hin,
Am Knallsteins da ist meine Welt
Wo es mir am besten gefällt.
 
Regnet es mal macht es nichts aus,
Schlafe mich im Biwak richtig aus.
Noch besser wär es glaubt es mir,
Auch meine Liebste wäre hier.
 
Lieber Berg ich danke dir,
Zeig'st doch die Heimat mir.
Von des Grimmings stolzer Pracht
Bis zur Dachsteins ehrwürd'ger Macht.
 
Alpenrosen Sommers Kind,
Deine Blüten trägt der Wind.
Kohlröschen in Stille gedeiht,
Duftet zart, duftet weit.
 
Wer einmal hier verweilt,
Mit den Gämsen eine Luft geteilt,
Fühlt wie sehr es sich gelohnt –
Verweilen wo die Freiheit wohnt.
 
Und treibt mich der Winter hinunter ins Tal,
So denk ich, der Sommer kommt wieder einmal.
Der Sommer er bringt mich zu den Bergen zurück,
Hier auf dem Knallstein ist alles, mein Leben mein Glück.
 
Unten im Tal ruhen die Felder,
Wie im Traume wiegen die Wälder.
Auch ich muss wieder hinunter geh'n,
Doch die Erinnerung wir nie vergeh'n.
 
Hoch auf dem  Knallsteins da ist meine Welt
Wo es mir von allen am besten gefällt.
 
KNALLSTEINLIED
Ich sing so froh und munter
Ob´s stürmt oder bei Sonnenschein
Am Berg der Tausend Wunder
Da wird ein jeder glücklich sein.
Jodler
Wenn über`n See die Wolken flieh´n.
Die Quelle in den Gamsschöß springt
Am Steinkarl wo die Rosen blüh´n
Das Echo von der Felswand klingt.
Jodler
Die Bächlein schimmern grün und weiß
Sie rauschen und sie schäumen,
Der Gipfel noch voll Schnee und Eis
Lockt mich zu kühnen Träumen.
Jodler
Träumt nicht euer Leben,
Erlebt was ihr träumt.
Wer träumt ist ein Gott,
Wer denkt ein Bettler. Hölderlin
"O ein Gott ist der Mensch, wenn er träumt, ein Bettler, wenn er nachdenkt, und wenn die Begeisterung hin ist, steht er da, wie ein missratener Sohn, den der Vater aus dem Hause stieß, und betrachtet die ärmlichen Pfennige, die ihm das Mitleid auf den Weg gab." Diese Worte Hölderlins stehen wie festgeschrieben in meinem Gedächtnis und kommen immer wieder, so wie diesmal, zum Vorschein.
HYPERION REFLEKTIONEN
  Wenn ich zu meinem Berg ging durch die schlafenden Blumen und dann über mir die lieben Vögel, vom süßen Schlummer gesättigt, ihr Morgenlied sangen und das hohe göttliche Licht den gewohnten Pfad daherkam, lag wie ein himmlischer Nebel der Gipfel vor mir.
  Heiße zitternde Wonne und Taumel und Toben war in all meinen Sinnen. Was wiegt alles, was die Menschen in Tausenden von Jahren schufen, gegen einen Augenblick der Liebe zur Schöpfung in der unberührten Gebirgswelt, wenn das wie ein Bergkristall verborgene Geheimnis des Herzens zu Tage tritt?

Oh ihr Armen, die ihr nichts fühlt und liebt von der menschliche BESTIMMUNG!
Oh ihr Armen, die ihr nichts glaubt und nicht ergriffen seid von der großen Schöpfung!
Oh ihr Armen, die ihr für nichts geboren wurdet um für nichts zu arbeiten um allmählich in nichts überzugehen.
Bedenkt doch, was ist den die ganze Weisheit von all den Schriften gegen die Allmacht des gegenwärtigen Einzigartigen?

    PRÄAMBEL m.bruno@gmx.at Adresse 
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