Auszug aus Thomas Sugrue “There Is a River - Die Geschichte eines schicksalhaften Lebens” - Seite 236-250

 

 

 

 

[…  Gertrude war voller Zweifel, als sie Edgar wieder seine Taschen packen sah, aber sie mochte Lammers, und das Thema der geplanten Readings interessierte sie auch.

»Schreib mir über alles, was sie sagen«, bat sie Edgar beim Abschied.

In Dayton logierte Edgar im Phillips Hotel, einem alten, gemütlichen Haus mit großen Zimmern und vielen roten Plüschpolstermöbeln. Am Morgen brachte Lammers seinen Sekretär, Linden Shroyer, und eine Stenografin mit. Shroyer, ein kleiner, magerer Mann mit schwarzem Haar, Augen und Schnurrbart, schien unruhig.

»Was wird er tun?« fragte er Lammers immer wieder.

Edgar lachte.

»Was ich tun werde, sollte Sie nicht beunruhigen. Was ich aber sagen werde, das macht mir Sorgen.«

»Ich werde ihn um mein Horoskop bitten«, erklärte Lammers.

Lammers leitete das Reading. Als Edgar erwachte, war er sehr ernst.

»Da scheint etwas falsch zu sein an unserer Vorstellung von der Astrologie«, sagte er. »Sie beeinflußt uns nicht so, wie wir meinen.«

Edgar lächelte. Er war erleichtert.

»Wir haben dabei einen Faktor außer acht gelassen, der sehr wichtig ist«, fuhr Lammers fort.

»Welcher Faktor ist das?« fragte Edgar.

»Reinkarnation!«

Edgar blickte ins Leere. Shroyer lächelte. Lammers begann zu lachen.

»Sie dachten, Astrologie wäre ein Schwindel«, sagte er, »und jetzt diktieren Sie uns eine Geschichte, die ein dutzend Mal fantastischer ist als der Lauf der Gestirne. Sie sagten, ich hätte schon früher auf dieser Erde gelebt. Sie sagten, dieses sei mein drittes Auftreten in dieser Sphäre, und ich hätte noch immer einige Neigungen aus meinem letzten Leben, in dem ich Mönch gewesen wäre!«

Mechanisch zog Edgar seine Krawatte an, schloß die Manschettenknöpfe und band die Schnürsenkel.

»Ist das das Zeug, das sie in Indien glauben?« fragte er. »Ist das Reinkarnation? «

Lammers nickte.

»Sie sagen«, fuhr er fort, »daß dieses Sonnensystem ein Zyklus von Erfahrungen für die Seele bedeutet. Es hat acht Dimensionen, die in Beziehung zu den Planeten stehen. Diese stellen Brennpunkte der Dimensionen dar oder bestimmte Zentren, in denen die Dimensionen Ausdruck finden und sich materialisieren können; hierbei unterscheiden sich jedoch die Materialisierungen der verschiedenen Dimensionen voneinander. Dieses hier ist die dritte Dimension; sie ist eine Art Versuchssphäre für das ganze System, weil nur hier der freie Wille uneingeschränkt herrscht.

Auf den anderen Planeten - in den anderen Dimensionen - besteht ein gewisses Maß an Kontrolle über die Seele, um zu gewährleisten, daß sie die Lektionen richtig lernt.

Die Kontrolle liegt dann gewöhnlich bei der Seele selbst, wenn sie weit genug fortgeschritten ist. Wenn nämlich der Leib dieser Dimension abgelegt ist und das Bewußtsein dieses Lebens in das Unterbewußtsein aufgenommen ist, wird der Schleier zwischen den beiden gelüftet.

Das Unterbewußtsein ist also, wie Sie sehen, eine Aufzeichnung aller Leben der Seele in diesem System und in den anderen Sonnensystemen, draußen, unter den Sternen. Diese Aufzeichnung ist also das, was wir gemeinhin als das Buch des Lebens bezeichnen: die Geschichte dessen, was wir, was unser Geist tut und erlebt. Der Geist ist jener Teil Gottes, der uns – zusammen mit dem Geschenk der Individualität, der von Gott separaten Existenz - für dieses Leben gegeben ist. Unser Problem ist nun, unsere Individualität zu vervollkommnen, und die Frage, wann wir wieder zu oder in Gott zurückkehren. Unser Geist und unsere Seele - unsere Individualität also oder die individuelle Existenz - sind mit Ihm verbunden.«

Edgar schüttelte den Kopf.

»Das habe ich alles gesagt?« fragte er leise.

Lammers nickte. Shroyer lächelte. Jetzt war er freundlich. Er schien gemerkt zu haben, daß Edgar litt.

»So sehen wir also«, fuhr Lammers fort, »die astrologischen Einflüsse der Planeten oder Dimensionen, die wir bewohnt haben, werden gut oder schlecht sein, schwach oder stark, je nachdem, was für Erlebnisse wir dort hatten, und wie wir in den betreffenden Dimensionen unsere Aufgaben und Probleme bewältigt haben.

Auf der Erde zum Beispiel reagieren wir also entsprechend der Art und Weise, in der wir die Probleme der Erde in unseren anderen Leben bewältigt haben - brüderliche Liebe, materiellen Besitz, Geschlecht, Essen und Trinken. Manchmal arbeiten wir an einem Erden-Problem ohne jeglichen Einfluß von Sternen oder Planeten überhaupt.

Die Sterne repräsentieren Seelen-Muster, nicht bestimmte Erfahrungen. Die zwölf Zeichen des Tierkreises sind zwölf Muster, unter denen die Seele wählt, wann sie auf den Erdenplan kommen will. Sie sind in bestimmter Weise wie Menschenrassen, oder Persönlichkeits-Muster, Temperamente usw.«

Edgar unterbrach ihn.

»Das kann ich unmöglich in einem einzigen Reading alles gesagt haben«, wandte er ein.

Er blickte um Bestätigung zur Stenografin. Sie saß lächelnd, in Gedanken verloren auf ihrem Platz.

»Natürlich nicht«, gab Lammers zu, »aber Sie bestätigten es. Wissen Sie, ich habe seit Jahren die Metaphysik studiert, und so konnte ich durch wenige Fragen und die Fakten, die Sie mir gaben, die Richtigkeit oder Falschheit einer ganzen Reihe von Dingen prüfen, die ich gelesen habe.

Wichtig ist mir, daß das grundlegende System, das sich durch alle Mysterienreligionen zieht, seien sie aus dem Tibet oder den Pyramiden Ägyptens, von Ihnen bestätigt worden ist. Es ist also das richtige System.«

Edgar zog nachdenklich an seiner Zigarette. Lammers war wie elektrisiert. Er glich einem Mann, der jahrelang einem Schatz nachgejagt hatte, alten Aufzeichnungen und Karten folgte, und ihn schließlich gefunden hat.

»Es ist hermetisch, es ist pythagoräisch, es ist jüdisch, es ist christlich!« rief er begeistert. »Die Ägypter verewigten es in ihren Pyramiden, auf der smaragdenen Tafel des Hermes finden wir es wie auch auf der Tafel der Isis. Pythagoras drückte es in Zahlen aus und in seinem Satz, nach dem das Quadrat über der Hypotenuse eines rechtwinkligen Dreiecks gleich der Summe der Quadrate über den beiden anderen Seiten ist. Jesus sagte es in der Bergpredigt und am Schluß des fünften Kapitels des Matthäusevangeliums. «

»Von keinem dieser Dinge habe ich je gehört, außer von der Bergpredigt und Matthäus 5!« gab Edgar zu.

»Das fünfte Kapitel des Matthäusevangeliums ist praktisch die Verfassung des Christentums«, erklärte Lammers. »Die Bergpredigt ist seine Unabhängigkeitserklärung.

Jesus sagte, Er käme, um das Gesetz zu erfüllen, nicht um es aufzuheben. Das mosaische Gesetz kümmerte sich um die Handlungen des Äußeren. Es beachtete nicht die innere Moral, solange sie keine Reflexion in der physischen Handlung hatte.

Natürlich bestand das Gesetz der inneren Moral schon immer. Aber es war nur den Priestern, den Eingeweihten bekannt. Das wäre heute noch so, wenn die Priester nicht den Schlüssel dazu verloren hätten, wie es den Anschein hat. Sie verstehen ihre Symbologie heute nicht viel besser als das durchschnittliche Gemeindemitglied. Da scheint sehr vieles unter den Tisch vereinfacht worden zu sein.

Die Mission Christi war, allen Menschen diese innere Ethik zu enthüllen, und ihnen in Sich selbst ein Beispiel zu geben, wie dieser Maßstab zu leben ist. Er ist der Weg, Er ist die Wahrheit, Er ist das Leben. Irgendwann, irgendwo, hier oder auf einem anderen Planeten oder draußen unter den Sternen, wo es Weltensysteme gibt, so zahlreich wie Sandkörner am Strand des Meeres, muß jeder von uns einmal die Vollkommenheit Christi erreichen. Dann können wir zurückkehren zu Gott und eins mit Ihm sein - vollkommen, wie Christus selbst sagte, wie unser Vater im Himmel ist.«

Edgar fuhr sich durch das Haar. Shroyer starrte aus dem Fenster. Die Stenografin saß wie gebannt, immer noch lächelnd.

»Ein Körper ist nur eine Form der Objektivierung unseres Seelenmusters«, fuhr Lammers fort. »Aus diesem Grunde ist jeder anders in Bau, Physiognomie und Gesundheit. Er ist eine Widerspiegelung der Individualität der Seele, die ihm Leben gibt. Die Aufzeichnung dieser bestimmten Erfahrung, dieses Lebens - das Bewußtsein also ist die Persönlichkeit. Sie ist wie ein Tag im Laufe eines Lebens, verglichen mit der tatsächlichen Geschichte der Seele.«

Lammers wandte sich an die Stenografin:

»Lesen Sie noch einmal die letzten Abschnitte des Readings vor, bitte«, bat er sie.

Sie nahm ihren Block auf und las aus ihrer Mitschrift vor:

Hierin sehen wir den Plan der Entwicklung der Individuen auf diesem Erdenplan: Die Fähigkeit (wie sie im Physischen manifest würde), wieder in die Gegenwart des Schöpfers einzutreten und ein vollkommener Teil der Schöpfung zu werden.

Was diese Wesenheit anbelangt, so ist es ihr drittes Erscheinen auf diesem Plan; das vorige war als Mönch.

Wir sehen im jetzigen Leben Spuren in der Lebensweise aus der Existenz als Mönch.

Der Körper ist nur das Vehikel der Seele und jenes Geistes, der durch alle Zeiten wehte und immer der gleiche bleibt.

»Sehen Sie?« fragte Lammers. »Das öffnet doch die Tür! Das ist ein Erlebnis, wie die geheime Grabkammer in der Großen Pyramide zu finden. Das ist der Stein der Weisen. Sesam, öffne dich!

Kommen Sie, wir wollen etwas essen, damit Sie uns heute nachmittag wieder etwas geben können!«

Während des Mittagessens setzte Lammers seine Erklärungen fort. Er sprach von den mittelalterlichen Rosenkreuzern, den rätselhaften Sätzen des Nostradamus, den Enneaden des Plotin, den Mysterien von Eleusis, Bacchus, Mithras und Osiris. Er erzählte ihnen von den »verlorenen Schlüsseln« der Freimaurerei, dem Samadhi der Hindus, der Mathematik der Sarazenen, von Tarot-Karten, dem Vorrücken der Tagundnachtgleiche und dem Zusammenhang mit der Verehrung von Stier und Widder, über die Bedeutung des Skarabäus und des Tetragrammatons der Juden.

»Alle 2160 Jahre ist es ein anderes Zeichen des Tierkreises, das die Erde maßgeblich beeinflußt«, erläuterte er. »Es läuft rückwärts, deshalb spricht man vom Vorrücken der Tagundnachtgleiche. Auf dem Höhepunkt der ägyptischen Kultur war es das Zeichen des Taurus, des Stiers, das die Erde besonders beeinflußte. Deshalb verehrten die Menschen jener Zeit das Bild des Stiers. Aber Taurus herrschte sozusagen nur in der Reflexion. Er ist ein offenes Zeichen. Die Sonne, die zu jener Zeit in Wirklichkeit im Skorpion stand, schien hinüber zum Stier. So erschien der Skorpion, das wirkliche Zeichen, auf Stirn- und Kopfbedeckung und Kleidung der geistigen Führer und Priester jener Zeit.«

Edgar schüttelte den Kopf.

»Von dem, was Sie da erzählen, habe ich nicht die leiseste Ahnung gehabt«, gab er zu. »Was mich interessiert, ist Folgendes: Sie sagten, daß dies alles mit dem übereinstimmte, was ich in dem Reading gesagt hatte. Heißt das, daß mein Unterbewußtsein dies so versteht, oder hatte es nur Stichworte für Ihre Suggestionen gegeben?«

Lammers lachte.

»Sie verstehen es nicht nur«, antwortete er, »nein, Sie haben sogar mehrere Dinge erklärt, die bisher noch gar keine Erklärung hatten, soweit ich weiß.«

Edgar nickte.

»Gut«, fuhr er fort, »doch nun beantworten Sie mir Folgen des: Ist all das, was Sie jetzt erzählt haben - mit dem mein Unterbewußtsein anscheinend konform geht -, auch im Einklang mit den besten ethischen Maßstäben von Religion und Gesellschaft?

Ist es wirklich christlich, oder ist es heidnisch?«

»Eines nach dem andern«, lenkte Lammers ein. »Erstens stimmt es nicht nur mit den besten ethischen Maßstäben von Religion und Gesellschaft überein - es ist deren Quelle. Es ist die alte Weisheit, die diese Maßstäbe inspirierte und sie der Welt mit einer einfachen Erklärung gab, die die meisten Menschen verstehen konnten. Christus - oder Gott, der ihn sandte - glaubte, die Menschen wären bereit für einen höheren Maßstab für ihr Leben, und so gab er ihn ihnen.

Er sprach zu den Menschen in Gleichnissen. Die Bildersprache war einfach. Aber die Ethik, die er lehrte, war eine höhere als die, der die Menschen bis dahin gefolgt waren. Es war der nächste Schritt in der Offenbarung der Wahrheit.«

Edgar setzte zu einer Frage an, hielt aber dann inne. Er wurde sichtlich blaß. Lammers nahm ihn beim Arm und lächelte.

»Ich weiß, was Sie denken«, sagte er. »Sie fragen sich, ob ich letzt sagen würde, dies wäre der nächste Schritt in der Offenbarung der Wahrheit.

Aber keine Angst! So kühn bin ich nicht. Außerdem ist diese Wahrheit schon immer dagewesen und war immer einer kleinen Zahl Eingeweihter bekannt, seit der Mensch begann, die Erde zu besiedeln. Er brachte diese Wahrheit mit sich, und Phänomene wie das Hellsehen standen als Hilfe allezeit zur Verfügung, um Fehler aufzudecken, die bei der Weitergabe der Weisheit von Generation zu Generation vorgekommen sind, sei es auf mündlichem oder schriftlichem Wege. In den Händen von Amateuren sind beide Wege unzuverlässig.

Nein, das ist früher alles schon viele Male niedergelegt worden, und die Eingeweihten aller Zeiten hatten es gelernt. Was ich nicht selbst herausfinden konnte, war, wieviel von dieser Weisheit Christus den intelligenteren seiner Jünger - oder auch allen, denn sie zu verstehen erfordert eher eine angeborene Fähigkeit als mentales Training - gelehrt hat, und wieviel Er ungesagt ließ. Anscheinend wußte Er selbst dies.

Ich hatte oft den Verdacht, es steht alles im letzten Teil des Johannesevangeliums, in den Kapiteln, die das Gespräch beim letzten Abendmahl wiedergeben. - Jedenfalls, als die Kirche aufhörte, quasi ein bloßer Anbau an das Judentum, eine jüdische Sekte zu sein, und im Römischen Reiche mächtiger wurde, beschlossen ihre Führer, aus der idealistischen – gewissermaßen intellektuellen - Philosophie eine praktische Religion auf breiter Basis für alle Menschen zu machen. Seit jener Zeit machte sie große Fortschritte, aber im Laufe der Jahrhunderte ist die ursprünglich metaphysische Struktur entweder verlorengegangen oder konsequent unterdrückt worden.«

Edgar war hierdurch noch nicht beruhigt.

»Wenn die Kirchenführer es für das beste hielten, diese Dinge geheimzuhalten, warum sollten wir sie dann ans Tageslicht bringen?«

Lammers antwortete nicht sofort; er schien darüber nachdenken zu müssen. Seine Züge waren ernst.

»Ich frage mich, ob es beabsichtigt war, daß es jetzt erst ans Tageslicht kommt - oder ob es nicht schon vor 1900 Jahren offen dargelegt werden sollte«, sagte er schließlich. »Für die, die nach der Wahrheit suchten, schien sie immer erreichbar gewesen zu sein. Vielleicht ist das die Antwort. –

Zunächst werden wir sie durch die Readings herausbekommen. Dann werden wir herausfinden, was wir damit anfangen. «

Sie kehrten auf das Zimmer zurück, um Vorbereitungen für das Nachmittags-Reading zu treffen. Die Stenografin war schon da. Sie hatte das Vormittags-Reading getippt. Edgar überflog rasch den Text; er konnte nicht alles darin wiederfinden, das Lammers gesagt hatte, aber es stand genug da, was in groben Zügen eine Theorie aufzeigte und bewies, daß sein Unterbewußtsein mit Lammers' metaphysischem Vokabular ebenso vertraut war wie mit Anatomie und Medizin.

Als Edgar nach dem Reading wieder erwachte, nickte Lammers.

»Es ist genau, wie ich es mir dachte - nur viel besser und einfacher.

Nun, es ist folgendermaßen: Im Bewußtsein wird dieses Leben aufgezeichnet. So wie ein Gefühl das Erlebnis eines einzigen Augenblickes ist, so ist auch das Bewußtsein die Aufzeichnung eines einzigen Lebens. Dieses Bewußtsein hat seinen Sitz in der Hypophyse. Diese ist jedenfalls der Brennpunkt des Bewußtseins; daneben hat sie auch rein physische Aufgaben und Funktionen.

Die Gedanken gehen vom Bewußtsein zum imaginativen oder introspektiven Geist; dieser hat seinen Sitz in der Epiphyse. Dort werden die Gedanken mit allem verglichen, das früher einmal geschehen ist und in irgendeiner Beziehung zum aktuellen Erlebnis steht; ist das geschehen, gehen die Gedanken – sorgfältig bestimmt, eingeschätzt und beurteilt - weiter zum Unterbewußtsein, zum seelischen Teil des menschlichen Geistes, der seinen Sitz gleich über dem Herzen hat. Da werden die Gedanken aufgezeichnet und gespeichert. Soweit sie konstruktiver Natur sind, werden sie dem Geist förderlich und bauen die Barriere zwischen der Seele und dem reinen, eigentlichen Wesen, der Essenz des Lebens, ab. Sind sie destruktiv, werden sie zurückgewiesen, bleiben aber aufgezeichnet. Wiederholen sich diese Gedankeninhalte, bauen sie die Barriere zwischen der Seele und dem Geist auf und schwächen die Strahlung der Essenz des Lebens ab, die durch das Unterbewußtsein zum Imaginativen scheint, gebrochen wird, und durch Ahnung, Intuition, Sehnen zum Bewußtsein gelangt.«

Edgar blickte Shroyer an. Der stille, dunkle kleine Mann konnte sich nicht länger beherrschen; er begann zu lachen. Edgar schloß sich an. Nach einem Augenblick des Zögerns lachte auch Lammers in sich hinein.

Als sie sich wieder beruhigt hatten, sah Lammers zu Edgar und meinte:

»Dies mag mittelalterlich klingen, oder noch schlimmer, aber das ist es nicht. Die moderne Wissenschaft findet heute immer mehr Sinn in dem, was man gewöhnlich für Unsinn hielt. Lange Zeit wurden wir gelehrt, daß nur das existiert, was wir greifen können. Heute wissen wir, daß die wichtigsten Kräfte in unserem Leben unsichtbar sind - Elektrizität beispielsweise und die Wellen, die den Rundfunk erst möglich machen.«

»Gedanken waren schon immer unsichtbar«, warf Shroyer ein.

»Und ganz schön viel schreckte die Leute auch ab«, fuhr Lammers fort. »Es ist angeblich für den Durchschnittsmenschen zu hoch, bringt ihn in Schwierigkeiten.

Aber sehen Sie« - er wandte sich wieder an Edgar -, »Sie müssen Ihre Zeit für diese Sache zur Verfügung stellen. Sie sind in einem Fotoatelier genauso fehl am Platze wie Joseph im Gefängnis des Pharao. Bringen Sie Ihre Familie herauf nach Dayton, und lassen Sie mich diese Sache unterstützen, wie sie unterstützt werden sollte. Keine Ölbohrungen, keine Vorträge – einfach Readings von dieser Art, die der Erleuchtung dienen, und physische Readings für die, die sie brauchen. Wir sollten eine Organisation ins Leben rufen, die sich um die Kranken kümmert, um die Kranken an Leib, Seele oder Geist. Dann werden Sie wirklich etwas schaffen.«

»Das ist, was ich gerne täte«, gab Edgar zu. »Es ist immer mein Traum gewesen. Aber ich war nie in der Lage, dies in Einklang mit der Tatsache zu bringen, daß ich in meinem Bewußtsein - wie Sie es nennen - ungebildet bin.

Unsinn!« fugte er hinzu. »Nicht nur das - ich weiß überhaupt nichts!«

»Ich war gerade dabei gewesen, das zu erklären«, wandte Lammers ein, »aber meine Ausdrucksweise hat Sie verwirrt. Ich wurde zu technisch.

Erinnern Sie sich, daß ich das Unterbewußtsein den Speicher all unserer Erlebnisse und Gedanken bezeichnete, aus diesem Leben und all unseren Leben, hier und anderswo? Nun, in dem Maße, in dem diese Erlebnisse und Gedanken richtig geordnet sind, ist ein Mensch zivilisiert, kultiviert usw. - eben menschlich: Die Aufzeichnungen der Vergangenheit scheinen durch sein Bewußtsein und den gegenwärtigen Körper und gestalten diesen somit und bilden den Charakter einer Person.

Das Unterbewußtsein vergißt oder verliert nichts. Wenn Sie deshalb in einem oder mehreren Ihrer vergangenen Leben – oder bei Ihren Erfahrungen in anderen Dimensionen und anderen Welten - diese Weisheit, dieses Wissen gelernt haben, das nun durch Sie kommt, braucht man sich überhaupt nicht zu wundern und zu fragen, ob Sie dieses Wissen noch besitzen. Die Tatsache, daß Ihr Unterbewußtsein sich artikuliert - eben dieses Hellsehen -, ist das Merkwürdige an der Geschichte. Hat man erst einmal Zugang zum Unterbewußtsein, ist es nicht verwunderlich, auf Wissen zu stoßen; es ist voller Weisheit. Voraussetzung ist natürlich, daß Sie mit den Kräften des Guten verbunden sind. Hier kommt dann die Unvermeidbarkeit der Ethik mit herein. Wie der Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er - sagte Jesus. Sie könnten diese Kraft nicht für böse Ziele mißbrauchen, ohne daß eine dieser beiden Folgen einträte: Entweder ginge Ihnen die Kraft verloren, oder die Informationen würden aufhören, richtig zu sein. Im einen Falle bliebe Ihre Seele unberührt, da sie sich in sich zurückzieht. Im anderen Falle wäre sie verdorben wegen Ihrer bewußten Korruptheit.«

Edgar sagte hierzu kein Wort. Er rauchte still und blickte zu Boden.

»Morgen«, fuhr Lammers fort, »werden wir ein Reading über Sie nehmen und fragen, warum Ihnen diese Kraft gegeben ist, und für welchen Zweck sie gebraucht werden soll. Danach können Sie Ihre Entscheidung treffen.«

»An diesem Reading wäre ich interessiert«, antwortete Edgar. »Ich denke jedoch, ich treffe meine Entscheidung besser vorher.«

Er drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus.

»Das ist etwas, das ich selbst entscheiden sollte, ohne Hilfe von den Readings«, meinte er. »Sonst hätte ich immer den Verdacht, Sie hätten mich dazu gebracht, wenn Sie morgen sagen, ich sollte mich ausschließlich dieser Arbeit widmen, und ich hätte wegen eines Readings entschieden, das zu tun.

Diese Kraft ist mir ohne eine Erklärung gegeben worden. Ich habe versucht zu entdecken, was ich damit tun sollte. Es hat Treffer und Fehlschläge gegeben, Versuche und Irrtümer. Ich habe es nie von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet - es war bisher für mich so eine Sache, die in der Medizin nützlich war.

Das war auch deshalb, weil bis jetzt eben niemand damit in Berührung gekommen ist, der sich vorstellen konnte, daß der Mensch mehr ist, als was wir immer gelehrt worden waren: eine Seele, die auf die Erde geboren wurde, um eine Zeitlang zu leben und dann zu sterben und gerichtet zu werden.

Aus einer solchen Perspektive könnte man meine »Begabung« allein als Antwort auf meine kindlichen Gebete und das Bibellesen sehen.

Das ist es, was ich immer dachte. Dagegen steht der Gedanke, daß der Teufel mich versuchen könnte, für sein Werk zu arbeiten, da er durch mich wirkt und ich eingebildet genug bin zu glauben, Gott hätte mir eine besondere Kraft geschenkt.

Aber ich habe die Sache jahrelang beobachtet und mich selbst auch, so gut ich nur konnte. Ich habe gebetet, und ich habe abgewartet, um zu sehen, was daraus werden könnte. Ich war eine ganze Zeitlang überzeugt gewesen, daß eine gute Kraft oder Macht durch mich arbeitet. Niemals wurde Schaden angerichtet, und die Readings hatten mich nie zum Bösen zu verleiten versucht. Einige Male, als Leute Readings nahmen, die sie nicht hätten nehmen sollen - ohne mein Wissen hatte ich hinterher einen Verdacht, weil ich mich nach einem solchen Reading unwohl fühle. Jetzt weiß ich, daß ich mich, wenn ich mein Bestes gegeben habe und einem Menschen geholfen worden ist, beim Erwachen frisch fühle.«

Edgar nahm sich noch eine Zigarette, die Shroyer ihm anzündete.

»Aber was Sie mir heute erzählt haben, und was die Readings hier gesagt haben, ist allem fremd, was ich geglaubt habe und gelehrt wurde - und auch andere gelehrt habe -, mein ganzes Leben lang. Wenn der Teufel mich hereinlegen wollte, dann wäre dies seine Gelegenheit.«

Lammers lachte und stand auf.

»Ich weiß genau, wie Sie sich fühlen«, sagte er. »Ich erinnere mich noch, wie aufgeregt ich war, als ich das erste Mal über die Idee der Reinkarnation stolperte. Das hat mich eine Zeitlang regelrecht durcheinandergeworfen. Dann begann ich es auf alles, was ich wußte und was offensichtlich war, anzuwenden. Dabei erkannte ich, daß der Mensch Psychologie und Psychoanalyse erfinden mußte, um sich die Antworten und Erklärungen geben zu können, die uns in der Lehre von der Reinkarnation altüberliefert sind.«

Shroyer stand auf und holte seinen Übermantel.

»Warum können wir uns nicht an unsere früheren Leben erinnern?« fragte er.

»Weil wir dann nie etwas lernen würden«, antwortete Lammers. »Wir würden all unsere Vorurteile, Schwächen, Stärken, Abneigungen und Vorlieben einfach in das nächste Leben übernehmen, wo sie eine recht aktive Rolle spielen würden, anstatt im Unterbewußtsein verborgen zu bleiben. So würden wir ein Durcheinander des freien Willens auf diesem Erdenplan schaffen. Was wir einst gewesen waren, baut unseren Charakter und Intellekt, macht uns anziehend oder abstoßend. Dann - mit freiem Willen, den jeder aktiv Handelnde hat - gehen wir mit dieser Ausstattung voran in eine Welt hinein, die wie eine Folge von Versuchen vor uns steht.«

Er zog seinen Überzieher an und schickte sich an, Edgar die Hand zu geben.

»Wir werden Sie jetzt alleine lassen. Sie haben über vieles nachzudenken. Übereilen Sie es nicht. Wenn Sie möchten, dann warten Sie bis zu dem morgigen Reading und entscheiden Sie danach. Oder Sie warten noch länger. Es ist die wichtigste Entscheidung Ihres Lebens, und es wird auch die wichtigste Entscheidung für das Leben vieler anderer sein.«

Sie gingen und nahmen die Stenografin mit sich. Edgar blieb auf der Couch sitzen und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Als es dunkel wurde, ging er auf die Straße und lief los. Als er müde war, kehrte er zum Hotel zurück und las im Neuen Testament.

Die Evangelien kannte er gut. In keinem wurden die Astrologie oder die Reinkarnation verdammt. Die Reinkarnation wurde nicht einmal erwähnt; aber das war ihm kein Trost. Wenn die Reinkarnation eine Wahrheit war, warum hatte Jesus sie dann nicht erwähnt?

Was Er allerdings erwähnt hatte - und wovon in der ganzen Bibel die Rede war -, waren die falschen Propheten.

Alte Geister schienen im Zimmer aus dem Boden zu steigen und suchten ihn heim.

Edgar las weiter.

Warum war die Reinkarnation nirgendwo in der Bibel erwähnt?

Mit der Astrologie freilich war es anders. In biblischen Zeiten hatten die Menschen an die Sterne geglaubt. Und da konnte bei einfachem Überlegen auch etwas daran sein. Jedermann kannte den Einfluß der Sonne auf die Erde, und die Sonne ist ein Stern. Es gab sicherlich einen Plan für das Leben auf der Erde: Die Sonne gestaltete alles oder ernährte es zumindest, gab ihm Leben. Alles Leben auf der Erde mußte so beschaffen sein, daß die Sonne ihm ihre Lebensenergie schenken und einstrahlen konnte. Warum sollten nicht die anderen Sterne, die Zeichen des Tierkreises zum Beispiel, den Menschen auf subtilere Weise beeinflussen – indem sie ihn stier- oder löwenhaft, heftig oder fröhlich oder introvertiert machten? Wenn die Planeten frühere Heimstätten der Seelen waren, warum sollten sie dann nicht Menschen beeinflussen, wenn sie an einen besonderen Punkt am Himmel gelangten - geradeso, wie ein Mann aus Hopkinsville beeinflußt wurde, indem er von einer Sache las, jemanden aus der Stadt kennenlernte oder Fotos von einer Sache sah?

Es könnte ja sein. Beispielsweise der Mond: Sein Einfluß auf die Gezeiten und den weiblichen Zyklus war offensichtlich. Jeder Farmer konnte einem sagen, daß ein Zaun, der bei abnehmendem Mond angelegt wird, in den Boden einsinken wird, wie auch der Speck von einer bei abnehmendem Mond geschlachteten Sau in der Pfanne einschrumpfen und wertlos wird. Der Zaun muß angelegt werden, wenn der Mond zunimmt, wie auch das Schwein in der gleichen Zeit getötet werden muß.

Diese Zusammenhänge konnte man beobachten, weil der Mond so nahe war. Die anderen Planeten waren weiter weg, und die Sterne waren noch weit jenseits der Planeten. Aber auch ihr Licht gelangte zur Erde; könnte es nicht auf geheimnisvolle Weise zum Beispiel das Herz, das Gehirn oder die Gefühle beeinflussen?

Lammers hatte gesagt, hinter allem stehe ein Plan. Der Körper wäre eine Objektivierung der Seele und stände zu ihr wie der Schwimmende zum Meer - manchmal kämpfte er dagegen, manchmal ließ er sich willentlich treiben, manchmal ist er Spielball der Gezeiten. Doch dieses Leben wäre doch nur eines von vielen, vielleicht von Tausenden, die hier und auf den anderen Planeten dieses Systems, aber auch außerhalb desselben, in weit abgelegenen Welten am Horizont des Universums, verbracht werden.

Was für ein Unsinn: auf den Sternen und Planeten herumzurennen!

Was würden seine Freunde in Selma wohl dazu sagen? Was würden wohl seine Sonntagsschüler dazu sagen? Was würden Gertrude und Hugh Lynn dazu sagen?

Quatsch, Unsinn, Spinnerei, Betrug, Hokuspokus, dummes Zeug...

Das ist genau das, was die Arzte über die medizinischen Diagnosen seiner Readings gesagt hatten. Sie waren Experten auf ihrem Gebiet. Er war ein Experte auf dem Gebiete der Bibel. Was war seine Meinung zu den Dingen, die er heute gehört hatte?

Quatsch? Unsinn? Spinnerei? Betrug? Hokuspokus? Dummes Zeug?

Er ging durch die Nacht, bis er zum Fluß kam, der seinen geschlungenen Weg durch die Stadt nahm. Das Wasser glitzerte im hellen Leuchten des Herbsthimmels. Um es besser sehen zu können, ging er bis zur Mitte der Brücke. Dort lehnte er sich gegen das massive Geländer. Nun konnte er abwechselnd zum Himmel aufsehen und hinunter auf den bewegten Fluß.

»Das Wasser des Geistes« - auf der Erde war Wasser das Symbol des Geistes. Im Himmel repräsentierten die Sterne die Herrlichkeit des Schöpfers. Dazwischen stand der Mensch, wie versteinert, in beide Richtungen gezogen, und am Ende fiel er gewöhnlich zur Erde zurück.

Da hatte es einen Mann namens Saulus gegeben, der sehr an die Dinge glaubte, wie sie waren. Er verfolgte die Neuerungen einer jungen religiösen Sekte. Dann wurde er niedergeworfen, auf der Straße nach Damaskus, und vernahm die Stimme Gottes. Er änderte seinen Weg, seine Gedanken, sein Leben, seinen Namen. Fast ohne Hilfe erhob er die neue Sekte zu einer Weltreligion.

Da war Augustinus, der die Philosophie der Heiden studierte und an sie glaubte, bis er vierzig Jahre alt war. Dann änderte er seine Vorstellungen und Überzeugungen und schrieb die Philosophie der Kirche, die Paulus, der frühere Saulus, aufgebaut hatte.

Wenn man jetzt zurückdachte, war es leicht, die Weisheit ihrer Entscheidungen zu erkennen, und recht schwierig, die Dunkelheit zu begreifen, in der diese Männer vorher so lange gewandelt waren. Das ist so, weil das Christentum gesiegt hatte und sich als richtig erwies. Angenommen, es wäre nicht weiter aufgestiegen, hätte verloren und sich als falsch herausgestellt? Wo wäre das Andenken an Paulus und Augustinus heute?

Es wäre begraben. Statt dessen wurde das Andenken der Männer begraben, die weiterhin an das Heidentum glaubten, denn Paulus und Augustinus behielten recht. Die Geschichte erinnerte sich ihrer, wie sie aller Menschen gedachte, die der Menschheit und der Zivilisation halfen, etwas weiter voranzukommen. Was waren dies für Männer?

Jeder von ihnen fing damit an, daß er nicht mehr an das glaubte, was bisher gültig war, und etwas Neues entdeckte. Alle wurden sie anfangs verspottet. Die meisten von ihnen fanden bis zu ihrem Tode keine Würdigung ihrer Verdienste. Keiner starb reich. Wenige lebten glücklich. Man köpfte sie, brach ihnen auf der Folterbank die Glieder, peitschte sie aus, warf sie den Löwen zum Fraße vor und verbrannte sie auf dem Scheiterhaufen. Ihr Meister war gekreuzigt worden.

Wie war Sein Lebensweg? Liebe deine Brüder, liebe deine Feinde, liebe Gott. Vergelte Böses mit Gutem, halte deine andere Backe hin, sei demütig. Dürste nach Rechtschaffenheit, bete für die Welt, vergib deinen Schuldnern und denen, die dir Böses wollen.

Einmal fragte Ihn ein junger Mann, wie er Ihm in völliger Hingabe dienen könnte, nachdem er schon allen Verpflichtungen in Gebet, Opfer und Rechtschaffenheit nachgekommen war. Die Antwort war gewesen, hinzugehen und alles zu verkaufen, was er hatte, und es an die Armen zu geben, dann Seinen Spuren zu folgen im Zuge der Jünger.

Der junge Mann wandte sich ab und war traurig, denn er hatte große Besitztümer.

Der junge Mann wird in den Evangelien nicht weiter erwähnt. Versagte er, die letzte Prüfung zu erfüllen? Vermutlich war es so, denn er wurde nicht zu den Jüngern gezählt. Er war einer, der erwählt war und nicht Folge leistete. Was anderes war jene Aufforderung als ein Ruf, sich der kleinen Schar der Nachfolger anzuschließen?

Der Ruf kam auf jeden zu, der danach strebte. Wer immer um eine Gelegenheit bat zu dienen, dem wurde sie gegeben. Viele zögerten. Die Gelegenheit war nicht so, wie sie es erwartet hatten. Sie verlangte ein zu großes persönliches Opfer. Sie fielen zurück. Sie versagten.

Sie gerieten in Vergessenheit, namenlose Seelen, Hunderte, Tausende, Millionen von ihnen taumelten durch die Ewigkeit wie die Wassertropfen, die den Fluß unter ihm bildeten. Er, der Mann auf der Brücke, war so ein Mensch. Er hatte um eine Gelegenheit zu dienen gebeten. Die Gelegenheit war ihm gegeben worden - er zögerte - er fiel zurück - er versagte...

Denn er hatte viele Besitztümer: eine geliebte Frau, zwei Söhne, Mutter, Vater und Schwestern, viele gute Freunde. Er würde sie aufgeben müssen, um dem neuen Weg zu folgen.

Müßte er das wirklich? Könnte er sie nicht gewinnen? Könnten sie ihm nicht folgen? Wenn sie an die Readings für den Körper glaubten, könnten sie nicht auch die Readings für die Seele akzeptieren?

Wären sie nicht gezwungen zuzugeben - wie auch er gezwungen war, der jetzt über dem Dayton stand und zu den Sternen aufblickte -, daß das, was die Readings gesagt hatten und was Lammers gesagt hatte, logisch war, zwangsläufig, unvermeidlich, unausweichlich, unwiderruflich logisch?

Sie könnten es zugeben.

Sie könnten es sein lassen. -  …]